Wie kann man Spielsucht erkennen?

Spielsucht Wie erkennt man eigentlich Spielsucht? Weder für Betroffene noch für Angehörige ist das eine einfache Frage. Denn wie bei jeder anderen Sucht oder Abhängigkeit gibt es verschiedene Schweregrade – und vor allem zu Beginn einer Glücksspielsucht kann die Erkrankung mit anderen Problemen verwechselt werden. Zudem entsteht sie nicht einfach so. Es gibt verschiedene Ursachen, welche die Flucht ins Glücksspiel begünstigen. Einen umfangreichen Einblick in das Erkennen und Verstehen des Problems gibt es in diesem Ratgeber. Dabei sei angemerkt: Nicht alle, die Spaß an Automatenspielen, Sportwetten oder Lotto haben, sind auch spielsüchtig.

Was ist Spielsucht eigentlich?

Glücksspielsucht wird auch pathologisches Spielen, also zwanghaftes Spielen, genannt. Mit Spaß hat diese Impulskontrollstörung nichts mehr zu tun. Denn Betroffene folgen einfach nur noch dem Impuls, Geld bei Spielen einzusetzen, um verschiedene Ziele zu verfolgen. Allen voran steht dabei natürlich die Ausschüttung von Glückshormonen bei einem der seltenen Gewinne. Gekoppelt mit der Hoffnung bzw. dem Wunsch nach dem Jackpot oder Hauptgewinn ergibt sich nicht selten eine Spirale aus immer mehr und immer größeren Einsätzen – am Spielautomat genauso wie bei Poker, Roulette oder bei Wetten. Aufhören ist für Betroffene keine Option; auch bei finanzieller Schieflage kann dem Spiel nicht widerstanden werden.

So können Betroffene die eigene Spielsucht erkennen und einsehen

Glücksspiel ist in Deutschland ein Milliardenmarkt. Von den 13,9 Milliarden Euro der Branchenerträge entfallen 2,6 Milliarden Euro auf den Schwarzmarkt, der zum Großteil aus privaten Spielen sowie Sport- und Pferdewetten besteht. Aber egal ob legale oder illegale Angebote – wie kann man als betroffene Person erkennen, dass man sich von den Spielen und Wettangeboten wegbewegen sollte?

Das erste Anzeichen ist natürlich ein immer wieder aufkommender Impuls bzw. ein Verlangen, das nicht wirklich erklärbar ist. Bereitet das Glücksspiel am Automaten oder im Internet keine wirkliche Freude, sondern fühlt sich eher wie die Befriedigung eines Triebs an, dann ist das ein Anzeichen für die Spielsucht. Hier sollte man bereits selbst intervenieren oder nach Hilfe suchen, denn in der nächsten Phase steht bereits der Kontrollverlust. Der Verlust der Kontrolle über das eigene Spielverhalten führt unweigerlich dazu, dass häufiger (hohe) Geldbeträge aufs Spiel gesetzt und damit auch verloren werden. Seltene Gewinne werden dabei als Legitimation genutzt.

Diese Gewinne sowie die weiterhin ausgeprägte Glücksspielsucht sorgen dafür, dass der gesuchte Nervenkitzel erst mit immer höheren Einsätzen eintritt. Natürlich führt das auf kurz oder lang zu finanziellen Problemen, zu Schulden oder sogar zu Beschaffungskriminalität. Aber selbst bevor es soweit kommt, können weitere Anzeichen – auch und vor allem von Betroffenen selber – erkannt werden: eine innere Unruhe, eine unbestimmte Gereiztheit oder sogar Aggressivität können auftreten, wenn Umstände oder Menschen einen am Spielen hindern. Eine Vernachlässigung des sozialen Umfelds geht damit nicht selten mit dem pathologischen Spielen einher.

Nicht zuletzt gibt es vielleicht auch ein Erkennen der Spielsucht, aber einhergehend mit der (irrationalen) Meinung, dass nun alles zu spät sei und man weitermachen müsse. Gerade wenn Schulden oder andere finanzielle Probleme entstehen, kann das Glücksspiel aufgrund seiner Gewinnversprechen als einziger Ausweg gesehen werden. Das ist es aber nicht, sondern diese Herangehensweise nur eine weitere Legitimierung für den mittlerweile hohen Zeitaufwand, der für die Beschaffung von Geld, Planung von Spielen und der Suchtbefriedigung an sich entsteht.

So kann das Umfeld die Sucht von Freunden und Familienmitgliedern erkennen

Selten gestehen sich Spielsüchtige schon zu Beginn des problematischen Spielverhaltens ihre Sucht ein. Später sehen sie es zwar mehr ein, wollen es aber aufgrund der empfundenen Schwere auch nicht zugeben. Deshalb sollte das Umfeld zeitig das Gespräch suchen, falls der Verdacht aufkommt, dass Glücksspiel oder Wetten einen zunehmend wichtigen und damit problematischen Teil des Lebens einer Person ausmachen. Ein Hinweis kann zum Beispiel sein, dass die Person ihren Freundeskreis und die Familie vernachlässigt und ohne Arbeitsplatzwechsel oder neue Beziehung keine Zeit mehr zu haben scheint.

Offensichtlicher wird das Problem des pathologischen Spielens für andere, wenn die Betroffenen sich öfter Geld leihen – vor allem, wenn es von mehreren Leuten geliehen wird. Kommt dies mit der Zeit häufiger vor, werden die Summen immer größer und die Ausreden abstruser, dann gilt es, das Gespräch zu suchen. Die oben bereits erwähnte Gereiztheit kann in Form von Stimmungsschwankungen deutlich werden. Natürlich können Gemütsschwankungen auch Ausdruck von Arbeitsstress, Beziehungsproblemen, Depressionen oder ähnlichem sein. Ist aber ein Hang zum Glücksspiel bekannt, dann sollte das Umfeld aufpassen. Auch und vor allem dann, wenn es den Anschein hat, dass die betroffene Person etwas verheimlicht.

Fazit zum Erkennen einer Spielsucht

Eine Spielsucht erkennen ist für Süchtige von Glücksspiel und Wetten bzw. für ihr Umfeld nicht immer leicht. Ein paar Indizien gibt es aber, die im offenen Gespräch diskutiert werden sollten. Wenn Sie als betroffene Person nicht mit Freunden oder der Familie sprechen wollen, können Sie sich auch an das Sorgentelefon, den Hausarzt oder eine Suchtberatungsstelle wenden. Es gibt dabei nichts, wofür man sich schämen muss.