Was ist Sucht und wie äußert sich eine Abhängigkeit?

Abhängigkeit
Das Wort „Sucht“ wird meist umgangssprachlich verwendet, um eine Abhängigkeit zu beschreiben. Menschen können dabei von verschiedenen Handlungen oder Substanzen abhängig sein. Meist besteht dabei keine tatsächliche Abhängigkeit im Sinne der Lebenserhaltung, sondern die so im Volksmund benannte Sucht. Diese gilt als Erkrankung und muss meistens durch eine entsprechende Therapie behandelt werden. Bei einer psychischen Abhängigkeit spielen Bewältigungsmechanismen eine große Rolle. Bei einer physischen Abhängigkeit – vor allem von Drogen – können Substitute zum Einsatz kommen. Im Folgenden finden Sie weitere Erläuterungen zum Suchtbegriff.

Wie wird eine Abhängigkeit medizinisch definiert?

Der Begriff „Sucht“ wurde nicht lange offiziell im medizinischen Bereich verwendet; seitens der Weltgesundheitsorganisation (WHO) nur von 1957 bis 1963. Treffender wurde dann die Unterscheidung sowie die jeweilige Zuteilung der Erkrankung als Abhängigkeit oder Missbrauch (z. B. Drogenmissbrauch) empfunden. Da „Missbrauch“ aber falsch ausgelegt werden kann, wurde der Begriff in „Gebrauch“ abgeändert. Zudem gibt es, vor allem für Drogen, die Unterteilung dieser vier Klassen:

  • Unerlaubter Gebrauch
  • Gefährlicher Gebrauch
  • Dysfunktionaler Gebrauch
  • Schädlicher Gebrauch

Eine umfangreichere bzw. komplexe Einteilung und Aufschlüsselung ergibt sich in den Ausführungen in der internationalen Klassifikation von Krankheiten ICD-10. Darin erklärt werden nicht nur der Gebrauch und die Abhängigkeit von illegalen und sogenannten harten Drogen, sondern auch von gesellschaftlich anerkannten, legalen Drogen wie Alkohol. Weiterhin geht es aber auch und vor allem um Cannabinoide, Sedative und Hypnotika, Kokain, Halluzinogene, flüchtige Lösungsmittel und dergleichen mehr. Hier geht es also vornehmlich um die substanzgebundene Abhängigkeit, die z. B. nicht vorliegt, wenn eine Person spielsüchtig ist oder an einer Sexsucht leidet.

Subtanzungebundene Abhängigkeit: Spielsucht, Kaufzwang, Messie-Syndrom

Der ohne Impulskontrolle ablaufende Gebrauch von Substanzen wie Alkohol, Cannabis oder Kokain ist also die substanzgebundene Abhängigkeit. Ihr entgegen steht die substanzungebundene Abhängigkeit, welche fast ausschließlich auf psychischer Ebene agiert. Natürlich spielt beim Gebrauch von Substanzen die Psyche ebenfalls eine wichtige Rolle, aber eben auch die physische Zufuhr von Stoffen als wichtiger Punkt. Physisch wird eine Abhängigkeit ohne Substanzen maximal durch selbstverletzendes Verhalten, das ebenfalls von Kontrollverlust zeugen kann. Dies wäre aber ein Extremfall, den wir in der folgenden Betrachtung einmal ausklammern wollen.

Dafür werfen wir einen Blick auf ein paar Beispiele für die substanzungebundene Abhängigkeit. Denn diese ist nicht immer nur bei Jugendlichen gegeben, die oft und lange Videospiele konsumieren, oder bei Menschen, die viel Zeit vor Spielautomaten verbringen. Diese Beispiele zeigen, dass auch (teils medienunabhängige) Abhängigkeiten und Süchte bestehen können:

  • Arbeitssucht bis hin zum Zusammenbruch durch Überarbeitung
  • Kaufzwang mit unbedachten (Mehrfach-)Käufen übers Budget hinaus
  • Messie-Syndrom, welches das Horten von Gegenständen (auch Müll) beschreibt
  • Hypersexualität, die gemeinhin auch als „Sexsucht“ beschrieben wird
  • Exzessiver Sport, etwa für Bodybuilding oder für Glückshormone („Runner‘s High“)

Einige dieser Abhängigkeiten („Süchte“) gehen häufig mit sozial anerkannten Verhaltensweisen einher. Wer viel Sport treibt, der gilt als aktiv, gesund und ausgeglichen. Wer viel arbeitet, der gilt als fleißig, karrierebewusst und gesund. Und auch eine gewisse Kaufkraft kann bedeuten, dass man mit beiden Beinen gut im Leben steht. Besonders unter Männern gibt es zudem die Meinung, dass sehr viel Sex gleichbedeutend mit einer gesunden Libido ist.

Glücksspielsucht und mediengebundene Abhängigkeiten

Die sogenannte „Glücksspielsucht“ oder „Spielsucht“, welche in der Fachwelt eher als pathologisches Spielen bezeichnet wird, kann Teil einer Medienabhängigkeit sein. Denn Glücksspiel gibt es vermehrt in digitaler Form (Glücksspielautomaten) sowie im Internet (Automatenspiele, Wetten, Lotto, etc.). Es gibt aber noch weitere Medienabhängigkeiten, die dabei nicht aus dem Fokus geraten sollten: Computerspielabhängigkeit, Internetabhängigkeit, Fernsehabhängigkeit und Handyabhängigkeit.

Natürlich gibt es hier auch Überschneidungen. Denn oftmals kommen diese Abhängigkeiten zustande, weil sich die Betroffenen von irgendetwas ablenken wollen. Das kann eine negative Erfahrung (ein Trauma) sein, ein anhaltendes Problem wie z. B. Schulden oder aber das eigene Leben, das aufgrund einer Depression als negativ wahrgenommen wird. Zudem können Social Media und Spiele sowohl über den Computer als auch über das Smartphone genutzt werden. Fernsehen sowie die Nutzung von Video- und Streaming-Angeboten sind ebenfalls über verschiedene Endgeräte hinweg möglich. Die Abhängigkeiten können sich also überschneiden und bedingen.

Zusammenfassung zu Sucht und Abhängigkeit

Der Begriff „Sucht“ ist im Grunde veraltet und zu negativ konnotiert. Das Wort „Abhängigkeit“ – und bei Substanzen zudem der Terminus „Gebrauch“ – sind da etwas neutraler. Zudem gilt es immer, die medizinische sowie psychische Betrachtung mit in die Beurteilung einer Krankheit mit einzubeziehen. Wer also im Umfeld feststellt, dass eine Person von etwas abhängig ist, sollte nicht nur die eigene, sondern auch professionelle Hilfe anbieten. Sowohl bei der Abhängigkeit von Substanzen als auch von Handlungen oder Medien sind nicht nur die Symptome zu betrachten und zu behandeln. Wichtig ist, die Ursachen zu eruieren und dafür positive Bewältigungsmechanismen zu etablieren.